Unsere Sprache ist Mittel der Kommunikation und damit eine wichtige Grundlage für das Zusammenleben und die Verständigung mit anderen. Als Gemeinschaftswesen sind wir Menschen auf diese Fähigkeit angewiesen. Sie ermöglicht uns die aktive Teilhabe am sozialen Leben, die Vermittlung und Aufnahme von Information und die Gestaltung von Lern- und Bildungsprozessen.
Zugleich sind die Sprachen, die uns von Beginn unseres Lebens an vertraut sind und die wir als erste gelernt haben ein Teil unserer Identität. Sie ist verwoben mit unserer Entwicklung, mit unseren ganz persönlichen Erfahrungen und Lernprozessen in der frühen Kindheit, die wir in der Regel emotional eingebunden in eine Bezugsgruppe verbringen. Frühkindlicher Spracherwerb, die Entwicklung des Sprachvermögens ist nur möglich im Kontakt mit Menschen, die uns zugewandt sind, die uns zuverlässig versorgen und zu denen wir eine dauerhafte Bindung entwickelt haben.
Für FIBB ist Mehrsprachigkeit deshalb ein zentrales Thema, das bei allen Aktivitäten und Angeboten gezielt einbezogen wird.
Dabei geht es zum einen um die Förderung von Mehrsprachigkeit. Für Menschen mit nicht-deutscher Familiensprache ist der Erwerb der Zweitsprache Deutsch eine wichtige Voraussetzung nicht nur für den erfolgreichen Kita- und Schulbesuch und die Berufstätigkeit sondern für aktive gesellschaftliche Teilhabe und selbstbestimmte Lebensgestaltung.
Die Aneignung der Zweitsprache erfolgt auf der Basis der Mutter- bwz. Familiensprache(n). Je besser und differenzierter diese in der Bezugsgruppe gelernt wurde und aktiv genutzt und weiterentwickelt wurde, umso erfolgreicher kann die Zweitsprache darauf aufbauen.
Dabei spielt nicht allein die gesprochene sondern auch die Schriftsprache eine Rolle. Sie unterscheidet sich in vieler Hinsicht von der gesprochenen Alltagssprache und ist v.a. im schulischen Bildungsverlauf zentral. Wer das Verständnis von Schriftsprache bereits in der Familiensprache erworben hat und pflegt, hat damit auch in der Zweitsprache gute Voraussetzungen beim Erlernen der Schriftsprache.
Zum anderen ist das Einbeziehen der Erstsprachen in die Bildungsangebote und Aktivitäten ein Element der Wertschätzung der Teilnehmenden und Akzeptanz der Vielfalt ihrer kulturellen Identität. FiBB arbeitet auf der Basis des vorurteilsbewussten Ansatzes und ist ausdrücklich offen für alle Menschen der jeweiligen Zielgruppe. Nicht vorhandene oder geringe Deutsch-Kenntnisse sollen kein Hindernis für die Teilnahme sein, andererseits werden auch die Erstsprachen von deutschsprachigen Teilnehmenden einbezogen und gewürdigt. Sprache wird damit als Teil der persönlichen Identität respektiert und Mehrsprachigkeit als selbstverständliches Element gesellschaftlicher Vielfalt für alle sichtbar. Die Bereitschaft zur Teilnahme wird auf diese Weise gefördert, zugleich steigt die Motivation zum Deutsch lernen. Wer sich einbezogen und anerkannt fühlt ist offen für Integration.
Die Kinderbibliothek der Vielfalt in Bonn
Bücher u. andere Medien fördern nicht nur den Umgang mit Sprache(n) sie vermitteln auch Werte und tragen durch Inhalte und Illustrationen dazu bei, welche Vorstellung Kinder von sich und der Welt entwickeln. Kinder brauchen Bücher, die uns und unsere Welt so wiedergeben, wie sie tatsächlich ist oder wie sie werden kann, wenn wir respektvoll, verantwortungsvoll, fair und solidarisch miteinander umgehen. Sie brauchen z.B. Bücher, die zeigen, dass die Vielfalt unserer Lebensweisen, unseres Aussehens, unseres Alters, unseres Geschlechts, unserer Kulturen, Sprachen und Religionen, unserer körperlichen und geistigen Verfassung alltäglich und normal sind und kein Anlass sein dürfen für Ausgrenzung und für Über- oder Unterlegenheit. Link zu FiBBliothek_vorurteilsbewusste Auswahlkriterien
Kinderliteratur in den Sprachen zugewanderter Familien und Bilderbücher, deren Inhalte und Illustrationen den Grundsätzen des vorurteilsbewussten Ansatzes gerecht werden, sind in Buchhandlungen und öffentlichen Bibliotheken nach wie vor rar.
FiBB e.V. hat sich daher selbst auf die Suche gemacht und für den Einsatz in seinen unterschiedlichen Bildungsprogrammen ein eigenes Angebot geeigneter Materialien zusammengestellt, das im Laufe der Jahre zur FiBBliothekgewachsen ist.
Für viele Bücher wurden zusätzliche Übersetzungen angefertigt, so dass sie in verschiedenen Sprachen gelesen werden können.
Heute umfasst die FiBBliothek ca. 2000 Kinderbücher in mehr als 50 Sprachen-, außerdem Spiel- und Lernmaterialien, Audio- und Videomedien sowie Fachliteratur zu vielen verschiedenen Themen aus dem Bildungs- und Erziehungsbereich.
Die Medien der FiBBliothek bieten vielfältige Identifikationsmöglichkeiten für alle Kinder. Sie ermutigen zu einem positiven Umgang mit Vielfalt und zu wertschätzendem, fairem Zusammenleben. Sie stärken die Inklusion und beziehen vorurteilsbewusst Stellung gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Zugleich sind sie ein richtungsweisender Beitrag zur mehrsprachigen Leseförderung und Heranführung an Literalität und Medienkompetenz.
Verleih:
Standort:
Seit 2021 hat die FiBBliothek ihren Stand- ort im Familien- und Bildungszentrum Haus Vielinbusch.
Oppelner Str. 130, 53119 Bonn-Tannenbusch
Öffnungszeiten:
Die FiBBliothek kann nach Absprache besucht werden Bitte vereinbaren Sie einen Termin mit uns.
Kontakt:
Ansprechpartnerinnen: Mechthild Kleine-Salgar und Marlies Wehner
Flyer der FiBBliothek
Seit vielen Jahren erstellt FiBB e.V. im Auftrag des Amtes für Integration und Vielfalt der Stadt Bonn (vormals Stabsstelle Integration) den Kalender der Vielfalt. Der bunte Kalender im Format DinA2 trägt dazu bei, gesellschaftliche Vielfalt als Selbstverständlichkeit unserer Einwanderungsgesellschaft in den Lebensalltag einzubeziehen und eine vorurteilsbewusste Haltung zu entwickeln. Durch die mehrsprachige und vorurteilsbewusste Gestaltung gibt er Anstöße und Anregungen zur interkulturellen Öffnung, weckt Neugier auf die Vielfalt der Familienkulturen und bietet damit gute Anlässe, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Jedes Jahr steht der Kalender der Vielfalt unter einem besonderen Themenschwerpunkt, den die Fotos und Informationen betonen. Z.B. geht es um Themen wie “Natur ist spannend”, “Familienzeit”, “Die Kinderrechte haben Geburtstag”, “Lesen macht Spaß”, “so stärken Väter ihre Kinder” oder “Mein Lieblingsplatz im Grünen”.
Der Kalender gibt zum einen die Daten der wichtigsten Feier- und Gedenktage wieder, die für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen unserer Gesellschaft von Bedeutung sind. Damit fordert er dazu auf, die Vielfalt religiöser und anderer Feste im Alltagsbewusstsein zu etablieren und zu respektieren. Eine besondere Verantwortung tragen diesbezüglich auch Eltern, pädagogische Fachkräfte und Verantwortliche der verschiedenen Erziehungs- und Bildungsbereiche. Die Wertschätzung von Familienkulturen, Sprachen und religiöser Orientierung spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Feiertage bilden wichtige Höhepunkte im Alltag von Familien und weiteren Bezugsgruppen von Kindern und Jugendlichen. Im Sinne eines vorurteilsbewussten Umgangs mit gesellschaftlicher Vielfalt gilt es, diese – für Freunde, Nachbarn, Kolleg:innen und Bekannte oft wichtigen – Feiertage zu beachten und einzubeziehen. Wo Kinder zusammen spielen und lernen, können sie Feiertage kennenlernen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdecken und ggf. auch gemeinsam feiern. Sie finden sich und ihre Familienkulturen im Kalender ebenso wieder wie ihre Freunde und Mitschüler:innen und deren Familienkulturen. Damit vermittelt unser Kalender die Botschaft, dass alle gleichermaßen dazu gehören und willkommen sind.
Die angegebenen Feiertage bilden nur einen kleinen Ausschnitt der tatsächlichen Feiertags- und Gedenktagsvielfalt in Deutschland. Bei der Auswahl legen wir Wert darauf, relevante Daten der größeren in der Region lebenden Bevölkerungsgruppen einzubeziehen. Der Kalender erhebt damit nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, dies wäre aufgrund der gesellschaftlichen Heterogenität unrealistisch. Die Kalender-Nutzer:innen sind aufgefordert, nicht genannte Feiertagsdaten, die ihnen oder anderen in ihrem Lebensumfeld wichtig sind, individuell einzutragen.
Wichtiger als Vollständigkeit ist uns, dass der Kalender Anstöße und Anregungen zur interkulturellen Öffnung gibt, neugierig macht, Austausch ermöglicht und dazu beiträgt, Verschiedenheit zu akzeptieren, Gemeinsamkeiten zu entdecken sowie Ausgrenzung und Diskriminierung zu ächten.
Der Kalender der Vielfalt kann bestellt werden bei FiBB e.V. gegen eine Versandkostenpauschale in Höhe von 2,-€.. Bei mehreren Exemplaren bitten wir um Rücksprache (info@fib-ev.de ).
ein von FiBB entwickeltes Konzept, das 2018 bis Mitte 2019 in Kooperation mit der Stadtteilbibliothek Tannenbusch und dem in Nachbarschaft zur Bibliothek gelegenen Bildungs- und Familienzentrum Haus Vielinbusch umgesetzt wurde.
Im Projektzeitraum fanden 14 Veranstaltungen für Kinder im Alter von 4-8 Jahren statt, bei denen jeweils ein Kinderbuch aus der FiBBliothek als Bilderbuchkino gezeigt und von eigens für diese Aufgabe geschulten muttersprachlichen VorleserInnen in drei verschiedenen Sprachen interaktiv vorgelesen wurde. Jedes Buch wurde auf Arabisch und Deutsch gelesen. Bei der dritten Sprache handelte es sich immer um eine weitere im Stadtteil häufig vertretene Sprache, u.a. Englisch, Französisch, Kurdisch, Somalisch, Tamazight und Türkisch.
Im Anschluss konnten sich die Kinder unter fachlicher Anleitung kreativ mit dem jeweiligen Buchthema auseinandersetzen. Meistens entstand dabei Wandschmuck für die Räume der Bibliothek. Dieser war ein Ausdruck der Vielfalt der Sprachen und Familienkulturen im Stadtteil.
Während die Kinder am Bilderbuchkino teilnahmen, hatten die Eltern -die die Kinder zur Veranstaltung begleitet hatten- Gelegenheit, sich über Fragen der mehrsprachigen Erziehung, über Bücher, Vorlesen und Fragen rund um das Thema Literalität auszutauschen und zu informieren. Für dieses Angebot stand ein Raum im Haus VielinBusch zur Verfügung. Eine pädagogische Mitarbeiterin moderierte diese Treffen.
Projektzeitraum: 01.01.2018 – 30.6.2019
Ansprechpartnerin: Mechthild Kleine-Salgar
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Bonn